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Craniosacral Therapie bei Long Covid

Obwohl das Wissen über Long Covid noch gering ist, zeigen bisherige Erfahrungen, dass die KomplementärTherapie einen wertvollen Beitrag zur Linderung von Symptomen und Stärkung der Selbstregulation leisten kann. Ein journalistisch aufbereiteter Erfahrungsbericht zeigt einen möglichen Weg am Beispiel der Methode Craniosacral Therapie.

15.03.2024


© Cranio Suisse®

Frau K. erscheint ausser Atem und mit heftig schlagendem Herzen in der Praxis ihrer Craniosacral Therapeutin. Obwohl sie mit dem Bus fast bis vor die Eingangstüre fahren konnte, haben die paar Schritte und Stufen sie erschöpft. Seit ihrer Corona-Erkrankung vor fünf Monaten fühlt sie sich kraftlos und abgeschlagen. Aktivitäten, die sie früher problemlos bewältigen konnte, überfordern sie. Immer wieder wacht sie mit Kopfschmerzen auf oder leidet tagsüber unter Schwindel und Konzentrationsschwierigkeiten. Diffuse, oftmals sehr unterschiedliche und wechselhafte Symptome sind typisch für das sogenannte Post-Covid-Syndrom, das auch als Long Covid bezeichnet wird (siehe auch Definition des Vereins Long Covid Schweiz).

Die Selbstwahrnehmung ganzheitlich stärken

Die Craniosacral Therapie ist eine anerkannte Methode der KomplementärTherapie, die ganzheitlich und ergänzend zur Schulmedizin zur Anwendung kommt. Ein Ziel aller komplementärtherapeutischen Methoden ist es, die Selbstwahrnehmung ihrer Klient*innen zu stärken. Dies ist bei Long Covid insofern wichtig, weil Betroffene lernen müssen, ihre Belastungsgrenzen früh genug zu erkennen, um eine Abwärtsspirale zu vermeiden. Je besser Klient*innen sich und ihre Grenzen spüren, umso besser kann die Regulation gelingen. Ihr Körper muss wieder lernen, bestimmte Bewegungen und Aktivitäten auszuführen, ohne diese als bedrohlich einzustufen. Durch achtsame Annäherung an die Belastungsgrenze, ohne sie jedoch zu überschreiten, kann dies erreicht werden.

Die Signale des Körpers verstehen

Im Gespräch mit Frau K. zeigt sich, wie sehr sie auch psychisch darunter leidet, dass ihr Körper ihr fremd geworden ist. Er verhält sich unberechenbar – was heute möglich ist, kann morgen zu viel sein. Das ist verunsichernd und löst Stress aus. Dies wiederum schwächt die Immunabwehr und den Stoffwechsel zusätzlich.

Mit gezielten Wahrnehmungs- und individuell eingesetzten Körperübungen stärkt die Craniosacral Therapeutin Frau K.‘s Selbstwahrnehmung. Dabei entdeckt Frau K., wie gut es ihr tut, einfach zwischendurch einen bewussten, tiefen Atemzug zu nehmen. Oder wie beruhigend es ist, innezuhalten und ihre Zehen und Füsse zu bewegen, bis sie den Kontakt mit dem Boden wahrnehmen kann. Es sind solche kleinen Interventionen, die Frau K. unterstützen, mit sich in liebevoller Verbindung zu bleiben und zu spüren, was ihr Körper gerade braucht.

© Cranio Suisse®

Sicherheit und Verbundenheit stärken

Jede komplementärtherapeutische Behandlung ist darauf ausgerichtet, die Selbstregulation zu stärken. In der Craniosacral Therapie laden ruhende, eingestimmte Berührungen auf der Therapieliege das vegetative Nervensystem ein, zur Ruhe zu kommen und sich sicher und verbunden zu fühlen. Aktivitäten im Körper verlangsamen sich und orientieren sich wieder am Gesunden. Gefühle erhalten einen geschützten Raum und können erforscht und verdaut werden. Die Craniosacral Therapeutin lauscht dabei aufmerksam dem Körper, seinem Ausdruck und seinen Rhythmen und unterstützt ihn, Stockendes wieder in Fluss zu bringen oder ein neues Gleichgewicht zu finden.

Stärkende und unterstützende Präsenz

Im Verlaufe der Sitzungen erforscht Frau K. die Reaktionen ihres Körpers neugierig. Sie lernt mit Hilfe ihrer KomplementärTherapeutin Handlungen so zu verlangsamen, dass sie genau mitbekommt, wie ihr Körper darauf antwortet. So kann sie Warnsymptome erkennen und immer häufiger auch respektieren. Mit der Zeit beginnt sie sogar, ihre Belastungsgrenze mit sorgsamen und regulierenden Interventionen langsam wieder auszuweiten. Auch entdeckt Frau K. kleine Anpassungsmöglichkeiten in ihrem Alltag, die Entlastung bringen und den Stress in ihrem Nervensystem reduzieren. Sie setzt Prioritäten und erkennt, wo sie Unterstützung annehmen darf. Die zugewandte, achtsame Präsenz ihrer Therapeutin bestärkt sie auf diesem Weg.

Wirkung und Nutzen werden wissenschaftlich erforscht

Noch bis Ende Juni 2024 läuft eine Studie der Universität Duisburg-Essen in Zusammenarbeit mit Cranio Suisse®. Sie erforscht den Nutzen und die Wirkweisen von Craniosacral Therapie bei Post-Covid.

Quellen:

Schweizerische Gesellschaft für Craniosacral Therapie Cranio Suisse®, www.craniosuisse.ch


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