Es herrscht Einigkeit darüber, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Gefühl von Sicherheit und der Genesung. Denn nur auf einem sicheren Boden können sich Strukturen im Körper wieder auf Gesundheit, Wachstum und Wiederherstellung ausrichten1. Konkret heisst das: Je sicherer und aufgehobener sich Menschen fühlen, desto besser können Prozesse der Selbstwahrnehmung und Selbstregulation gefördert werden. Entsprechend wichtig ist es, dass Klient*innen sich im therapeutischen Kontext sicher fühlen. Im Folgenden werden anhand von Beispielen aus der KomplementärTherapie und insbesondere aus der Craniosacral Therapie einige Aspekte beleuchtet, die ein Gefühl von Sicherheit unterstützen. Die Craniosacral Therapie zählt seit 2015 zu den eidgenössisch anerkannten Methoden der KomplementärTherapie.
Exploration et réflexion communes
KomplementärTherapeut*innen sind zwar die Expert*innen in ihrer Methode und bringen die nötige Fachkompetenz mit. Klient*innen aber sind die Expert*innen ihrer selbst und bringen die nötige Selbstkompetenz mit. Deshalb wird in der KomplementärTherapie auch nicht von Patient*innen gesprochen, sondern von Klient*innen. Und deshalb finden Craniosacral Behandlungen als Teil der KomplementärTherapie immer dialogisch statt.
Nicht nur die Therapieziele werden zusammen erarbeitet, fortlaufend überprüft und angepasst, auch die gemachten Erfahrungen werden gemeinsam erforscht und reflektiert. Dabei haben Therapeut*innen eine empathische, wohlwollende, wertfreie und zugleich authentische Haltung. Und sie haben darauf zu achten, dass nicht ausschliesslich Symptome, Schmerzen und Herausforderungen thematisiert werden, sondern Klient*innen sich vermehrt in ihrer Ganzheit wahrnehmen können. So stellen craniosacrale KomplementärTherapeut*innen beispielsweise Fragen nach Ressourcen und bisherigen erfolgreichen Bewältigungsstrategien und orientieren sich damit zu der jedem Menschen innewohnenden Gesundheit.
Von der Körperwahrnehmung zur Selbstwahrnehmung
In der Craniosacral Therapie werden Klient*innen beispielsweise nicht nur mit Fragen und Übungen, sondern auch durch achtsame Berührung, die bekleidet auf einer Massageliege stattfindet, bei der Erforschung ihrer Körperwahrnehmung unterstützt. Berührung bedeutet Beziehung. Berührung hilft, den eigenen Körper zu spüren. Mit dem eigenen Körper in Verbindung zu sein, bedeutet, das eigene Selbst zu fühlen und damit auch die eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Sich selber zu spüren, in Beziehung und in Abgrenzung zu einem Gegenüber, stärkt das Gefühl von Sicherheit. Körperbewusstsein ist auch eine Voraussetzung für Selbstbewusstsein. Doch den Körper zu spüren, ist für viele Klient*innen eine Herausforderung oder sie spüren ihn oft nur partiell.
La clarté crée la sécurité ; la sécurité crée la santé
Ein sicheres komplementärtherapeutisches Setting bietet in vielfacher Hinsicht erste Übungsmöglichkeiten, um neue, allenfalls auch korrigierende Erfahrungen zu machen, die danach ins reale Beziehungsumfeld der Klient*innen transferiert und erprobt werden können. Zum Gefühl von Sicherheit trägt auch bei, dass beispielsweise die Kosten einer Behandlung transparent sind, dass ein klarer zeitlicher Rahmen vorliegt, der Orientierung gibt und dass Themen wie Vertraulichkeit, Datenschutz und die berufliche Schweigepflicht mit Klient*innen an- und abgesprochen werden.
So gilt in jedem Fall: Sollten Sie sich nach einigen Sitzungen bei Ihrem Therapeuten, Ihrer Therapeutin nicht wirklich sicher und verstanden fühlen, suchen Sie ungeniert weiter. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken. Die meisten komplementärtherapeutischen Berufsverbände führen übrigens eine Liste mit qualifizierten, sich regelmässig weiterbildenden Therapeut*innen.
Sources:
[1] Vgl. Rosenberg, 2018: Der Selbstheilungsnerv. Insbesondere auch das Vorwort von Stephen W. Porges.
[2] Siehe hierzu u. a. die Metastudie von Horvath, Flückiger, Del Re & Symonds von 2011. Oder die Studien von Orlinsky, Grawe & Parks von 1994 und Horvath & Symonds, 1991.
Auteur:
Cranio Suisse, Schweizerische Gesellschaft für Craniosacral Therapie.