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Warum die Beziehung für den Therapieerfolg so wichtig ist

Die KomplementärTherapie stellt die Beziehung zwischen Klient*in und Therapeut*in ins Zentrum. Wie macht sie das und warum ist das so wichtig für die Genesung? Weshalb Sie in einer Therapie nicht bleiben sollten, wenn Sie sich nicht ganz wohl fühlen. Und warum es Ihrer Genesung dient, wenn Sie Ihrer Therapeutin, Ihrem Therapeuten vertrauen, sich von ihr/ihm verstanden, wertgeschätzt und ernstgenommen fühlen.

Eine gute Beziehung zwischen Therapeut*in und Klient*in ist wichtig

© unsplash.com

Es herrscht Einigkeit darüber, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Gefühl von Sicherheit und der Genesung. Denn nur auf einem sicheren Boden können sich Strukturen im Körper wieder auf Gesundheit, Wachstum und Wiederherstellung ausrichten1. Konkret heisst das: Je sicherer und aufgehobener sich Menschen fühlen, desto besser können Prozesse der Selbstwahrnehmung und Selbstregulation gefördert werden. Entsprechend wichtig ist es, dass Klient*innen sich im therapeutischen Kontext sicher fühlen. Im Folgenden werden anhand von Beispielen aus der KomplementärTherapie und insbesondere aus der Craniosacral Therapie einige Aspekte beleuchtet, die ein Gefühl von Sicherheit unterstützen. Die Craniosacral Therapie zählt seit 2015 zu den eidgenössisch anerkannten Methoden der KomplementärTherapie.

Eine junge MItter Spricht mit einer Therapeutin

© Cranio Suisse

Partnerschaftliche Begegnung auf Augenhöhe

Ein Gefühl von Sicherheit entsteht im therapeutischen Kontext über verschiedene Faktoren und auf verschiedenen Ebenen. Grundvoraussetzung ist dabei immer, dass sich Klient*innen wahrgenommen und verstanden fühlen – kognitiv wie emotional. Das beruhigt das Nervensystem und unterstützt seine Regulation. Das bedeutet, dass Sicherheit zu einem grossen Teil über Beziehung entsteht.

Dem entspricht, dass unzählige Studien insbesondere aus der Psychotherapie zum Schluss gekommen sind, dass die therapeutische Beziehung entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer Therapie ist. Und zwar ganz unabhängig davon, welches Verfahren und welche Methoden konkret angewendet werden2. Aus diesem Grund steht auch in der KomplementärTherapie die Beziehung im Zentrum und zwar als eine partnerschaftliche Begegnung auf Augenhöhe.

Gemeinsames Erforschen und Reflektieren

KomplementärTherapeut*innen sind zwar die Expert*innen in ihrer Methode und bringen die nötige Fachkompetenz mit. Klient*innen aber sind die Expert*innen ihrer selbst und bringen die nötige Selbstkompetenz mit. Deshalb wird in der KomplementärTherapie auch nicht von Patient*innen gesprochen, sondern von Klient*innen. Und deshalb finden Craniosacral Behandlungen als Teil der KomplementärTherapie immer dialogisch statt.

Nicht nur die Therapieziele werden zusammen erarbeitet, fortlaufend überprüft und angepasst, auch die gemachten Erfahrungen werden gemeinsam erforscht und reflektiert. Dabei haben Therapeut*innen eine empathische, wohlwollende, wertfreie und zugleich authentische Haltung. Und sie haben darauf zu achten, dass nicht ausschliesslich Symptome, Schmerzen und Herausforderungen thematisiert werden, sondern Klient*innen sich vermehrt in ihrer Ganzheit wahrnehmen können. So stellen craniosacrale KomplementärTherapeut*innen beispielsweise Fragen nach Ressourcen und bisherigen erfolgreichen Bewältigungsstrategien und orientieren sich damit zu der jedem Menschen innewohnenden Gesundheit.

Befähigende Mitgestaltung des Prozesses

Gemäss dem Trauma-Therapeuten Peter Levine ist es die Aufgabe von Therapeut*innen, eine Atmosphäre von relativer Sicherheit zu schaffen, die Zuflucht, Hoffnung und neue Möglichkeiten vermittelt. Das Sicherheitsgefühl wird gefördert, indem sich Klient*innen nicht nur behandelt, sondern eben wirklich aktiv in den Prozess einbezogen fühlen. Entsprechend werden Klient*innen in der KomplementärTherapie immer wieder mit kleinen Übungen befähigt und angeleitet, selber kompetent zu werden und dadurch selbstwirksam zu ihrer Genesung beizutragen. Dies fördert wiederum ihre Fähigkeit zur Selbstregulation. KomplementärTherapeut*innen helfen zudem ihren Klient*innen, die Botschaften des Körpers wahrzunehmen und zu verstehen und daraus gezielt Sicht- und Handlungsweisen abzuleiten, um den eigenen Genesungsprozess zu unterstützen.

Therapuet*in arbeitet mit einer Klientin auf der Liege

© Cranio Suisse

Von der Körperwahrnehmung zur Selbstwahrnehmung

In der Craniosacral Therapie werden Klient*innen beispielsweise nicht nur mit Fragen und Übungen, sondern auch durch achtsame Berührung, die bekleidet auf einer Massageliege stattfindet, bei der Erforschung ihrer Körperwahrnehmung unterstützt. Berührung bedeutet Beziehung. Berührung hilft, den eigenen Körper zu spüren. Mit dem eigenen Körper in Verbindung zu sein, bedeutet, das eigene Selbst zu fühlen und damit auch die eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Sich selber zu spüren, in Beziehung und in Abgrenzung zu einem Gegenüber, stärkt das Gefühl von Sicherheit. Körperbewusstsein ist auch eine Voraussetzung für Selbstbewusstsein. Doch den Körper zu spüren, ist für viele Klient*innen eine Herausforderung oder sie spüren ihn oft nur partiell.

Cranio Therapuet*in arbeitet mit einem Baby

© Cranio Suisse

Stück für Stück ins Vertrauen

Durch ein achtsames Absprechen und sanfte, ruhende Berührungen können sich Klient*innen während einer Craniosacral Therapie Behandlung für einen Moment innerlich entlasten. Aktivitäten in ihrem Körper verlangsamen sich, Gedanken werden weniger, die Sinne weiten sich und Gefühle haben Raum da zu sein. Zugleich bestätigt ihnen sowohl der verbale Kontakt wie auch der Kontakt über die Hände der Therapeut*innen, dass sie bei ihrem inneren Prozess nicht alleine sind, sondern vertrauensvoll und wohlwollend begleitet werden. Dadurch kann ein Gefühl von tiefer Verbundenheit und Einheit entstehen – ein Gefühl von Sicherheit und Getragenwerden. Das ermöglicht mehr Orientierung und das Finden eines neuen inneren Gleichgewichts. Durch solche bewussten und integrierten Erfahrungen gelingt es auch ausserhalb der Therapiesitzung besser und nachhaltiger, diesen ausgeglichenen, leichteren Zustand wiederzufinden.

Klarheit schafft Sicherheit; Sicherheit schafft Gesundheit

Ein sicheres komplementärtherapeutisches Setting bietet in vielfacher Hinsicht erste Übungsmöglichkeiten, um neue, allenfalls auch korrigierende Erfahrungen zu machen, die danach ins reale Beziehungsumfeld der Klient*innen transferiert und erprobt werden können. Zum Gefühl von Sicherheit trägt auch bei, dass beispielsweise die Kosten einer Behandlung transparent sind, dass ein klarer zeitlicher Rahmen vorliegt, der Orientierung gibt und dass Themen wie Vertraulichkeit, Datenschutz und die berufliche Schweigepflicht mit Klient*innen an- und abgesprochen werden.

So gilt in jedem Fall: Sollten Sie sich nach einigen Sitzungen bei Ihrem Therapeuten, Ihrer Therapeutin nicht wirklich sicher und verstanden fühlen, suchen Sie ungeniert weiter. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken. Die meisten komplementärtherapeutischen Berufsverbände führen übrigens eine Liste mit qualifizierten, sich regelmässig weiterbildenden Therapeut*innen.

Anmerkungen:

[1] Vgl. Rosenberg, 2018: Der Selbstheilungsnerv. Insbesondere auch das Vorwort von Stephen W. Porges.

[2] Siehe hierzu u. a. die Metastudie von Horvath, Flückiger, Del Re & Symonds von 2011. Oder die Studien von Orlinsky, Grawe & Parks von 1994 und Horvath & Symonds, 1991.

Autor:

Cranio Suisse, Schweizerische Gesellschaft für Craniosacral Therapie.

www.craniosuisse.ch


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