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Das Prinzip der Lösungsorientierung

Wer ein Problem hat, sucht nach Lösungen. Doch wie sieht ein Veränderungsprozess in Richtung einer Lösung in der Feldenkrais Therapie aus?

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© unsplash.com 

Vom Problem zum Zielzustand

Am Anfang eines Therapieprozesses steht immer ein individuelles Anliegen. «Mein Rücken schmerzt», «Ich habe Schwierigkeiten mein Gleichgewicht zu halten» oder «Ich fühle mich oft schwer und träge.» Dies sind Beispiele dafür, weshalb Menschen Hilfe und Unterstützung bei Feldenkrais-Therapeut*innen suchen.

Probleme lassen sich jedoch nicht von heute auf morgen lösen. Die Lösung entsteht durch einen Prozess, der Motivation, Neugier, Geduld und Beharrlichkeit erfordert. Die Klient*innen auf diesem Weg zu unterstützen und zu begleiten ist die Aufgabe von Feldenkrais Therapeut*innen. Um den Fokus weg vom Problem, hin zu einem positiven Zielzustand zu lenken, wird zu Beginn jeder Therapie ein persönliches Ziel formuliert. So wird Klient*innen bewusst, dass sie sich auf einen Prozess einlassen, um das eigene Ziel zu erreichen. Zudem können sie während des Therapieprozesses einschätzen, wo sie sich auf dem Weg zum Ziel befinden. So wird die Voraussetzung dafür geschaffen, den Blick auf das Erreichte zu richten, anstatt enttäuscht darüber zu sein, dass die Beschwerden noch immer vorhanden sind.

«Bewegung ist Leben. Leben ist ein Prozess.

Verbessere die Qualität des Prozesses und du verbesserst die Qualität des Lebens selbst.“

– Moshe Feldenkrais

Positive Veränderungen statt Perfektion

Den Fokus auf die erreichten Veränderungen zu legen, steigert die Motivation und schafft so die Voraussetzung dafür, auch bei längeren Therapieprozessen «dranzubleiben». Die Erfahrung, dass Veränderungen möglich sind, fördert die Neugier auf weitere Erfahrungen, was wiederum zu weiteren Fortschritten führen kann. Die Feldenkrais-Therapiestunden werden so gestaltet, dass die Aufmerksamkeit primär auf die bestehenden, individuellen Möglichkeiten, auf vorhandene Ressourcen und die Qualität der Bewegung gelegt wird.

Einschränkungen und Krankheiten werden nicht ignoriert. Im Zentrum steht jedoch immer die Frage nach den Ressourcen, nach den Möglichkeiten des Umgangs mit den Beschwerden, danach, was die Klientin „wieder machen können möchte“ und wie dies erreicht werden kann. Es geht nicht darum einen Fehler zu beheben, sondern neue und besser dienliche, alternative Bewegungsweisen zu lernen.

Lösungen sind individuell – Organisches Lernen

Der Prozess der Lösungsfindung erfolgt in der Feldenkrais-Methode über das Erkunden von Bewegungen in Einzel- und/oder Gruppenstunden. Dieser Prozess ist kollaborativ, spielerisch und respektiert die Motivationen, Gewohnheiten, die Intelligenz und Anpassungsfähigkeit der einzelnen Klient*innen. Dahinter steckt die Annahme, dass jeder Mensch unter geeigneten Rahmenbedingungen die Fähigkeit zur Selbstregulation besitzt und eine eigene Genesungskompetenz entwickeln kann.

Selbstentdeckte Lösungen wirken nachhaltiger und stärken das Selbstwertgefühl. Dieser selbstdirigierte, individuelle und spielerische Entdeckungsprozess wird in der Feldenkrais Therapie «Organisches Lernen» genannt und orientiert sich am Bewegungslernen des Kleinkindes.

Feldenkrais: Klient*in fasst sich am Fuss

© Schweizerischer Feldenkrais Verband

Menschen sind keine Maschinen

Die Vorstellung, dass ein*e Therapeut*in ein Problem «wegmachen» oder «reparieren» kann, fusst auf der Metapher, den Menschen als Maschine anzusehen: wenn notwendig, ist das entsprechende «Teil» zu reparieren oder auszutauschen. Die KomplementärTherapie und mit ihr die Methode Feldenkrais versteht den Menschen als ein komplexes und adaptives System, welches nicht auf seine Einzelbestandteile reduziert werden kann, sondern immer in seiner Gesamtheit erfasst wird.

Praktisch bedeutet dies, dass das Bewegungsverhalten der Klient*innen immer als Ganzes betrachtet wird. So kann z.B. festgestellt werden, dass eine Verspannung der Schulter mit der Bewegungsorganisation in der Hüfte zusammenhängt. Es gibt bei komplexen Systemen auch nicht für alle Beschwerden eine fixe Abfolge von Handlungen, ein immergleicher Algorithmus, der angewendet wird. Stattdessen bedingen sie ein spielerisches Erkunden der Möglichkeiten, was im Englischen als «Trial-and-Error»1 bezeichnet wird.

Lebendige Organismen besitzen zudem die Fähigkeit zur Selbstorganisation. Sie besitzen also die Fähigkeit, selbst Lösungen und ihnen dienliche Anpassungen zu kreieren. Diesen Prozess anzustossen und zu begleiten ist ein Merkmal der Methoden der KomplementärTherapie.

Ein System ist komplex, wenn es aus mehreren zusammenhängenden Einzelteilen besteht und adaptiv, wenn es ein besonderes Anpassungsvermögen an seine Umwelt zeigt und die Möglichkeit besitzt, aus Erfahrung zu lernen.

© Schweizerischer Feldenkrais Verband

Lösungen zu suchen, heisst in Bewegung zu bleiben

Motivation, eine spielerische Neugier, Geduld, Bewusstheit und Beharrlichkeit sind zentrale Elemente eines nachhaltigen Lösungsprozesses. Nicht nur um ihrer selbst Willen, sondern weil dadurch Lösungen leichter gefunden werden und nachhaltiger verfügbar sind. In der Feldenkrais Therapie wird ein solcher Lösungsprozess im Kontext von bewusst erfahrenen Bewegungen angestossen und begleitet.

In diesem Sinne: Bleiben Sie in Bewegung, wir unterstützen Sie dabei.


Wenn sie gerne mehr über die Feldenkrais Methode erfahren möchten, bekommen sie bei diesem Video einen guten Eindruck.


Anmerkungen

[1] Dt. Versuch und Irrtum

Autorin:

Nicola Zollinger, dipl. Feldenkrais Practitioner SFV, Vorstandsmitglied SFV

Schweizerischer Feldenkrais Verband www.feldenkrais.ch

Quellen:

John H. Holland: Studying Complex Adaptive Systems. In: Journal of Systems Science and Complexity. Band 19, Nr. 1, März 2006, ISSN 1009-6124, S. 1–8, doi:10.1007/s11424-006-0001-z.

SFV Schweizerischer Feldenkrais-Verband/Feldenkrais Network International e.V., Methodenidentifikation zu Handen OdA KT, Zürich, Juli 2016

Hargrove Todd. 2017. Playing with Complex Problems. The Feldenkrais Journal.


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