03.10.2025
© Adobe Stock
Über den Wirkmechanismus der Darm-Hirn-Achse gibt es laut Gerhard Rogler (Prof. Dr. med. Dr. phil. vom Universitätsspital in Zürich) noch viele offene Fragen. Klar sei jedoch, dass Darm, Gehirn sowie Psyche eng zusammenhängen. Über Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin (die sogenannten Glückshormone) kommunizieren die zwei Organe in beide Richtungen miteinander.
© Adobe Stock
Kommunikation in der Darm-Hirn-Achse
Alexander Tarnutzer, leitender Arzt in der Neurologie am Kantonspital Baden, erklärt, dass die Nerven im Gehirn und jene im Darm ähnlich aufgebaut sind und quasi dieselbe Sprache sprechen. Laut ihm entstehen 50% des Dopamins und 90% des Serotonins im Darm. Beides sind wichtige Botenstoffe in der Regulation und der Kommunikation des Organismus, deren Ausgangsstoffe im Darm von Mikroben erzeugt werden. Ein Mangel an diesen Stoffen führt nach neusten Erkenntnissen zu Nervenschädigungen an Darm und Gehirn.
Darmbakterien beeinflussen also das Immunsystem, den Stoffwechsel sowie psychische Reaktionen. Dies sagt auch Prof. Dr. Peter Holzer in einem Interview mit dem Institut AllergoSan. Zusammenhänge zwischen Darmbakterien und Angsterkrankungen, Depressionen, Schlafstörungen, Autismus, Demenz und Alzheimer sind heute bekannt.
Stressreaktionen hemmen die Kommunikation
Bei chronischem Stress gerät laut Prof. Dr. Peter Holzer die Darmwand aus dem Gleichgewicht und Giftstoffe können nicht mehr zurückgehalten werden. Diese gelangen ins Blut und Entzündungen in verschiedensten Körperbereichen treten auf. Im Stressmodus ist die Darmtätigkeit gehemmt und wichtige Botenstoffe werden nicht mehr genügend hergestellt. So sind ebenfalls Gehirnbereiche, die für Gedächtnisleistungen und das Lernen zuständig sind, sowie Drüsen, deren Sekrete Emotionen regulieren, beeinträchtigt. Die KomplementärTherapie ist dafür bekannt, dass sie Stress reduzieren und die Selbstregulation des Gesamtsystems stärken kann.
Kinesiologie stärkt die Darm-Hirn-Achse
Im Bereich der Darm-Hirn-Achse verfügt die Methode Kinesiologie über eine Vielzahl an Behandlungsansätzen. Dabei werden die physischen, psychischen und emotionalen Aspekte betrachtet. Bestehende Stressauslöser werden gemeinsam besprochen und die Behandlung individuell auf die Bedürfnisse der Klient*innen angepasst.
Durch kinesiologische Behandlungen werden z.B. einzelne Gehirnbereiche und -drüsen je nach Bedarf angeregt oder gehemmt. In entspanntem Zustand ist es dem Gehirn möglich, seine gesunde Funktion wieder aufzunehmen und sich selbst zu regulieren. Die kinesiologische Behandlung unterstützt den Stoffwechsel dabei Herstellung, Verteilung, Aufnahme, Abbau und Entsorgung von Mikronährstoffen und Aminosäuren im System anzuregen.
Durch die Aktivierung des Nervus Vagus (10. Hirnnerv) wird der Stressmechanismus gehemmt und die Regeneration angestossen. Eine gestresste Darmwand kann so zur Entspannung zurückfinden. So wird ein Umfeld geschaffen, in dem der Stoffwechsel und das Immunsystem wieder gut arbeiten und Reparatur- und Regulationsprozesse stattfinden. Wohlbefinden und Wachstum sind so wieder möglich.
© KineSuisse / pexels
Zugang zu neuen Perspektiven
Ist der Stressauslöser auf der mentalen oder emotionalen Ebene beheimatet, finden Klient*innen in Behandlungen aus dem Neuro-Training, dem «Touch for Health» oder über die Arbeit mit Blütenessenzen Zugang zu neuen Perspektiven im Fühlen, Denken und Handeln.
Allgemeine muskuläre Verspannungen werden durch gezielte Körperübungen oder Massagen von Muskeln, Sehnen, Bändern und Stimulation der dort ansässigen Rezeptoren gelockert. Der Druck auf Gefässe und Nervenbahnen verschwindet. Die Lymphflüssigkeit und die Blutzirkulation kommen wieder in Bewegung.
© Adobe Stock
Der Darm und seine Stimme
Das Ziel der KomplementärTherapie ist, dem Gesamtsystem zu ermöglichen, sich jederzeit selbst in den gesunden Zustand versetzen zu können. Die Genesungskompetenz wird so gestärkt, dass Klient*innen die bestehenden Ressourcen selbstermächtigt zu ihrem eigenen Wohl nutzen können.
Erkenntnisse aus der noch neueren Forschungsrichtung der Epigenetik zeigen, dass die Haltung und die Einstellung der Klient*innen einen wesentlichen Einfluss auf diesen Prozess haben. Darum legt die KomplementärTherapie auch grossen Wert auf das therapeutische Gespräch. Hier wird gemeinsam mit den Klient*innen die aktuelle Situation analysiert, Ziele werden definiert und mögliche Hindernisse und bestehende Ressourcen auf dem Weg zur Zielerreichung besprochen. Denn auch hier gilt: Wenn das Gehirn spricht, hört der Darm mit – und umgekehrt.
Autorin:
Evelyne Achermann, KomplementärTherapeutin mit Branchenzertifikat OdA KT, Methode Kinesiologie
Mitglied im Berufsverband für Kinesiologie KineSuisse, www.kinesuisse.ch
Beitrag teilen